Wegen unserer Geschichte, Sie wissen schon... publié le 07/09/2022

Von Hedwig Richter und Bernd Ulrich aus der Zeit Nr. 32/2022, 4. August 2022

Am Anfang des Artikels "Die deutsche Vergangenheit bleibt eine Last, ihre Instrumentalisierung für politische Zwecke ist perdu" stellen die Journalisten Hedwig Richter und Bernd Ulrich drei Fragen :


 Taugt die Geschichte als Lehrmeisterin für politisches Handeln heute ?
 Oder ist sie doch nur die Dienstmagd gegenwärtiger Interessen, das Dekor des Jetzt ?
 Und kann man Geschichte gewissermaßen übernutzen, kann man sie gar aufbrauchen ?

Dass die deutsche Geschichte auch heute noch die Außenpolitik Deutschlands erheblich beeinflusst, wird in diesem Artikel sehr deutlich dargestellt. Um sich den heutigen Herausforderungen zu stellen kommt Deutschland wohl nicht umhin, sich auch zu vergegenwärtigen was vor 80 Jahren passiert ist.
Die machtpolitische, kulturelle, moralische und ökologische Krise des Westens bringt die liberalen Demokratien in Schwierigkeiten.

Aber was Deutschland betrifft liegt die Sache etwas anders.

Der Prozess, das schreckliche Erbe des zweiten Weltkrieges zu reflektieren, Konsequenzen zu ziehen und Verantwortung zu übernehmen war mühsam und alles andere als widerspruchsfrei.

Die Journalisten illustrieren in ihrem Artikel die Haltung der Sozialdemokratie und der Christdemokraten gegenüber Diktaturen. Adenauer pflegte einen freundlichen Umgang mit den Gewaltherrschern rund um den Globus. Außenminister Willy Brandt setzte sich für den Bau von Pipelines ein und das schon 1969, nur ein Jahr nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Soldaten, kam es zum großen Erdgasröhren-Handel.

Auf Grund der Balkankriege musste sich die deutsche Politik eine neue Frage stellen : die der militärischen Intervention out of area, also außerhalb des Bündnisgebiets der Nato. Bundeskanzler Helmut Kohl beantwortete sie mit souveräner Schlichtheit, dass "deutsche Stiefel" nicht noch einmal dort marschieren dürften, wo sie schon einmal marschiert waren.

Was die Aktualität betrifft weigerte sich die Außenministerin Baerbock noch am 17. März 2022 Waffen in die Ukraine zu liefern.

Doch genau zwei Monate nach Baerbocks Weigerung, Waffen zu liefern, führte am 17. März 2022, Wolodymyr Selenskyj die neue Leere des historischen Arguments noch einmal aller Welt vor Augen. Ausgerechnet dort, wo die geläuterte Republik sich regelmäßig in Feierstunden ihrer selbst vergewissert, im Reichstagsgebäude, erklärte der ukrainische Präsident per Videobotschaft : "Ich wende mich an Sie im Namen aller, die hörten, wie Politiker jedes Jahr beteuern : ›Nie wieder !‹ Und die gesehen haben, dass diese Worte nichts wert sind. Denn abermals versucht man in Europa, ein ganzes Volk zu vernichten." Keine Zweifel ließ Selenskyj auch daran, worum es den Deutschen nicht zuletzt geht, wenn sie die Geschichte aufrufen : "Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft".

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Andrea Cand

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